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Eckpunkte einer globalen Klimaschutzpolitik


 ~ Eckpunkte eines Global Contracts ~
aus "Kirche und Gesellschaft", herausgegeben von der Katholischen Sozial-wissenschaftlichen Zentralstelle  Mönchengladbach, Nr. 355 (Auszug)
Ottmar Edenhofer, Christian Flachsland, Gunnar Luderer

(Foto: Prof. Edenhofer bei einem Vortrag in der Hochschule für Philosophie in München. Er ist stellvertretender Direktor und Chefökonom am Potsdam-Institut für Klimaforschung (PIK), Lehrstuhlinhaber für die Ökonomie des Klimawandels an der TU Berlin. Auf der 29. Versamm- lung des Intergovermental Panel of Climate Change (IPPC) in Genf zum Vorsitzenden der Arbeitsgruppe "Vermeidung des Klimawandels" ernannt (Scinexx, 12.12.08)

"... Jedes globale Klimaabkommen muß drei Grundprinzipien genügen:
(1) Ökologische Wirksamkeit: Die globale Erwärmung sollte auf ein gesellschaftlich akzeptables und kontrollierbares Niveau begrenzt werden. Mit der Festlegung auf ein Temperatur- oder Konzentrationsziel wird zugleich die Arbeitsteilung zwischen Anpassung und Vermeidung bestimmt. Daher muß gewährleistet sein, daß dieses Ziel den Grenzen der Anpassung gerecht wird. Aber auch allzu ehrgeizige Vermei- dungsziele können unbeabsichtigte Nebenwirkungen zeitigen, wenn man etwa an die extensive Nutzung der Biomasse denkt. Eine Begrenzung des Anstiegs der globalen Mitteltemperatur auf 2 % stellt ein vernünftiges Ziel dar: Es verhindert gefährlichen Klimawandel zu moderaten Kosten und ermöglicht, daß sich vor allem die Entwicklungsländer noch an dem auch damit verbundenen Klimawandel anpassen können.

(2) Kosteneffizienz: Das angestrebte Temperatuziel sollte mit geringsten volks-wirtschaftlichen Kosten erreicht werden, um den Zielkonflikt zwischen Wirt- schaftswachstum und Klimaschutz weitgehend zu entschärfen. Studien mit inte- grierten Makroökonomie-Energie-Modellen zeigen, daß eine Stabilisierung des Klimas bei 2 % C zu relativ geringen Kosten von weniger als 2 % des BIP möglich ist. Dies erfordert eine kluge Wahl von Politikinstrumenten auf nationaler und internationaler Ebene. Zentrale Veraussetzung  der Kosteneffizienz ist die Etablierung eines globalen Preises für Treibhausgasemissionen in allen Sektoren und Ländern.

(3) Verteilungsgerechtigkeit und Fairness: Industrienationen sind für einen Großteil der historischen CO2-Emissionen verantwortlich. Viele Entwicklungs- länder mit geringen Einkommen, die am wenigsten zu diesem Problem beigetragen haben, werden dagegen am meisten vom Klimawandel betroffen sein. Die zentrale Herausforderung einer internationalen Klimapolitik besteht darin, sich diesem Di- lemma zu stellen und eine gerechte Verteilung der Reduktionskosten von Teib- hausgasemissionen sowie die Anpassung an den Klimawandel zu gewährleisten.

Vor diesem Hintergrund schlagen wir vor, daß eine internationale Klimaschutz- architektur vier zentrale institutionelle Säulen enthalten sollte. Diese sind erstens ein globaler Kohlenstoffmarkt, der etwa durch die sukzessive Verknüpfung des europäischen Emissionshandelssystems mit den Systemen anderer Regionen entstehen könnte. Zweitens wird Kooperation  bei der Entwicklung und Verbrei- tung treibhausgasarmer Technologien erforderlich sein. Drittens ist ein Mechanis- mus zur Verringerung der Emissione durch Abholzung von Tropenwäldern erforderlich. Viertens schließlich bedürfen Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel internationaler Kooperation.