~~ CHRISTLICH - SOZIALE POSITION ~~ ~~~ ~~~ INITIATIVE MENSCH & ARBEIT ~~~~~~~~~~~~~

Heiner Geißler

"Wir müssen die totale Ökonomisierung der Gesellschaft rückgängig machen"

Foto: FAS, 24, 2009

"... Womöglich wird Angela Merkel von den Menschen deswegen akzeptiert, weil sie für etwas steht, wonach sie Sehnsucht haben. Wenn es richtig ist, daß sich die Gemüter der Menschen in einem labilen Zustand befinden, wenn also die Angst vor der Zukunft die vorherrschende Gefühlslage ist, dann paßt Angela Merkel als Hoffungsträgerin natürlich besser als das Duo Steinmeier/Müntefering. Man traut ihr zu, es richtig zu machen... Übrigens kann man bei der Kanzlerin durchaus charismatische Züge entdecken... Charisma heißt im ursprünglichen Wortsinn: Gnade, Gabe. Offenbar präsentiert und personifiziert sie die Gewißheit, daß Frauen per se unfähig sind, aus Geldgier wie kriminelle Banker das Eigentum anderer Leute zu vernichten... Man hält sie für glaubwürdig. Außerdem wirkt sie uneitel...

Neues Buch von Heiner Geißler:

Ou Topos - Suche nach dem Ort, den es geben müßte

Die Zivilgesellschaft wird ja immer selbstbewußter, mehr als früher schließen sich heute die Menschen zusammen, um individuelle Interessen zu vertreten. Da- rauf sollte eine Volkspartei wie die CDU eigentlich positiv reagieren. Besonders die Junge Union müßte viel stärker den Kontakt suchen zu Organisationen wie "Attac", "Amnesty International" oder zum Beispiel "Greenpeace". Die politischen Parteien sind zwar unverzichtbar, können aber nicht mehr allein die Zukunftsfragen beant-worten...

Die Grünen können zumindest eines Tages die Liberalen verdrängen. Das jetzige Hoch der FDP ist nicht von Dauer - wer soll denn eine Partei wählen, die angesichts einer Krise wie der jetzigen einfach weitermachen will wie gehabt...

Wir müssen die totale Ökonomisierung unserer Gesellschaft rückgängig machen - im Gesundheitswesen, in der Bildung. Sogar bei Caritas und Diakonie heißen Pa- tienten mittlerweile "Kunden". Aber der Mensch hat Ziele jenseits von Angebot und Nachfrage, und unser Gemeinwesen ist auch kein "Media Markt". Wenn selbst die Katholische Bischofskonferenz fordert: "Das Soziale neu denken!", halte ich das für verräterisch. Man kann das Soziale im Sinne des Evangeliums eben nicht "neu denken", sondern muß das Neue sozial denken und human gestalten. Wir brauchen endlich wieder ein ethisches Fundament. Herbeizaubern läßt sich dieses sicher nicht. Aber die Menschen verlangen inzwischen danach. Eine Partei, die dies zum Thema macht, wird die Wahlen gewinnen." (FAS, 24, 2009)