"Die Löhne sind einfach zu niedrig. Wer arbeitet, sollte mehr haben, als ein Arbeitloser", sagte der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, der "Bild am Sonntag". "Aus Gründen der Gerechtigkeit muß da ein Abstand sein." Der Staat müsse aber einem Empfänger von Arbeitslosengeld II auch soviel geben, daß er seine Kinder anständig ernähren könne. Marx, der auch Vorsitzender  der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofkonferenz ist, forderte: "Wir müssen Löhne haben, von denn die Menschen anständig leben können. Das wird in den unteren Einkommensschichten aber nie alle Transferleistungen mit abdecken. Das Armutsproblem werden wir damit nicht lösen können." 

Die soziale Lage beurteilte Marx als schwierig: "Positiv ist, daß wir wieder mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigte haben. Aber der Aufschwung  hat nicht nur tolle Arbeitsplätze gebracht." In der Mittelschicht sei die Angst abzusteigen größer geworden. Auch wachse die Kluft zwischen arm und reich. "Viele Jugendliche ohne Ausbildung geraten fast automatisch in prekäre Lebenslagen. Die Situation ist durchaus angespannt."

Spiegel Online, 22. März 2008